Drei Jahre und ein Tag: als Maurer auf der Walz

Es ist eine alte Tradition und die wohl spannendste Zeit, die ein junger Maurergeselle in seinem Arbeitsleben verbringen kann: als sogenannter rechtschaffener fremder Geselle auf die Walz gehen.

Gelegentlich sieht man eigentümlich gewandete Burschen und auch junge Frauen auf Wanderschaft oder als Anhalter an der Straße stehen. Wer bereits einen oder mehrere dieser ehrbaren Gesellen mitgenommen hat, hat vermutlich erkannt, dass hier nicht nur Abenteurer unterwegs sind, sondern junge Menschen, die bewusst Erfahrungen sammeln und ihren Horizont erweitern möchten, bezogen sowohl auf ihren Beruf als auch ihre Persönlichkeit.

Meist sind es Zimmerleute, die auf die Walz gehen, doch neben vielen weiteren Handwerkern haben auch Maurer die Möglichkeit, die alte Tradition fortzuführen. Schließlich ist die Gesellschaft der rechtschaffenen fremden und einheimischen Maurer- und Steinhauergesellen die älteste Zunft der reisenden Gesellen des Bauhandwerks. Vom Spätmittelalter bis zum Einsetzen der Industrialisierung im 19. Jahrhundert konnte ein zünftiger Geselle ohne Wanderjahre keine Meisterprüfung machen.

Auch heute noch gibt es einige Voraussetzungen, um diese mindestens drei Jahre und einen Tag auf Wanderschaft zu gehen. Man muss die Gesellenprüfung bestanden haben, ledig, kinderlos, schuldenfrei und unter 30 Jahre alt sein. Zudem muss der “Fremdgeschriebene” einen Mindestabstand von fünfzig Kilometern zu seinem Heimatort einhalten. Er darf kein eigenes Fahrzeug besitzen, kein mobiles Telefon mit sich führen und muss immer seine vorgeschriebene Kluft tragen. Neben der auffälligen Kleidung tragen die Wandergesellen einen Wanderstab, den “Stenz”, und als wichtigstes Utensil ihr Wanderbuch bei sich, in das sie alle wichtigen Begebenheiten eintragen und Dokumente wie Arbeitszeugnisse einheften können.

Natürlich sollen die jungen Menschen in ihren Wanderjahren in ihrem Beruf Erfahrungen sammeln. Überall, wo sie sind, können sie sich an Unternehmen aus ihrer Branche wenden, um hier auf Zeit mitzuarbeiten und sich das Geld für die Wanderjahre zu verdienen.

Unter den ehrbaren Gesellen gibt es traditionell einen engen Zusammenhalt. Die Gesellschaften, in denen sie organisiert sind, helfen den Wandernden gerne weiter, geben Informationen über regionale Arbeitsangebote oder Herbergen, in denen sie umsonst übernachten und essen können. Dies gilt nicht nur für Deutschland, sondern auch für eine ganze Reihe von Ländern in aller Welt.

Erfahrungsgemäß sind Gesellen, die Wanderjahre hinter sich haben, begehrte Fachkräfte im Gewerbe, da sie aus dieser Zeit wertvolle Erfahrungen mitbringen, als Menschen gereift sind und die sogenannte Handwerkerehre bewiesen haben. Diese steht für Qualität, Zuverlässigkeit, Vertrauen und Ausbildungssicherung sowie für Werte wie Fleiß, Beständigkeit, Hingabe und Treue innerhalb der Ausübung eines Handwerks.

Sollten sich Maurergesellen auf der Walz in unserem schönen Diespeck einfinden, freuen wir uns bei Schrödl-Bau, wenn sie hier vorsprechen.

Weitere Informationen finden Interessierte u.a. hier. Foto: Wandergesellen-Treffen in Bad Kissingen (2010); © Sigismund von Dobschütz, CC BY-SA 3.0

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