Kunst am Bau – Bau in der Kunst

Architektur zählt zu den Schönen Künsten, manifestiert sich in ihr doch der Zeitgeist, sodass durch ihre Bauten ganze Epochen geprägt und sogar benannt werden. Im Schaffensprozess verschwinden häufig die Grenzen zwischen Kunst und Handwerk. Explizit hervorgehoben wird die Kunst bei öffentlichen Bauten, besteht doch bei den meisten Projekten der öffentlichen Hand eine Verpflichtung, Kunst am Bau einzubinden. Andersherum werden viele Kunstwerke geschaffen, die Methoden und Material aus dem Bauhandwerk verwenden.

In den Zeiten, als noch Aristokraten über Mitteleuropa herrschten, hatten Künstler häufig volle Auftragsbücher, weil sie von den Landes- und Regionalfürsten, aber auch von der Kirche und vom Geldadel versorgt wurden. Unzählige Kirchen, Schlösser und Palais, aber auch Brücken und Brunnen zählen dank der beteiligten Künstler zu den vielbesuchten und bestaunten Kulturgütern und Sehenswürdigkeiten.

Mit dem Ersten Weltkrieg endete das flächendeckende Mäzenatentum und die weltlichen Auftraggeber verschwanden zum großen Teil. Um die Kunstschaffenden auch in der neugegründeten Republik zu ernähren, wurde die Förderung der Kunst auf Initiative des Reichswirtschaftsverbandes bildender Künstler in die Weimarer Verfassung geschrieben. Damit übernahm der Staat die Aufgabe der Förderung. Bemerkenswerterweise wurde diese in der Zeit des Nationalsozialismus und in der DDR fortgeführt, allerdings zielgerichtet zur Untermalung des jeweiligen Herrschaftsanspruchs. In der Bundesrepublik wurde die Verpflichtung 1950 ebenfalls fortgeführt. Seitdem zählt “Kunst am Bau” etwa 10.000 geschaffene Werke.

Waren es anfänglich festgeschriebene 1 % der Bausumme, besteht nach dem aktuellen Leitfaden die Verpflichtung, je nach Baukostenklasse zwischen 0,5 und 1,5 % der Kaukosten in “Kunst am Bau” zu investieren. Manche Ressorts wie etwa das Verteidigungsministerium sind allerdings von dieser Verpflichtung ausgenommen, dafür haben etliche andere öffentliche Auftraggeber sich der Verpflichtung angeschlossen.

Die Kunstförderung betrifft vor allem Hochbauten und kann sowohl im Innen- als auch im Außenbereich umgesetzt werden. Mittlerweile gibt es auch Ansätze, dies auf Verkehrsbauten zu erweitern. Beispiele dafür sind die auffälligen kunstvoll angelegten Kreisverkehre.

Im Internet wurde kürzlich das wachsende Museum der 1000 Orte eröffnet. Dort kann man die mit Steuergeld geförderten Objekte virtuell besuchen.

Dass Bauwerke gleichzeitig Kunstwerke sind, wissen wir schon von klein auf, nimmt das Bauen doch einen erheblichen Teil der schöpferischen Kreativität in den Kinderzimmern und Gärten ein. Auch erwachsene Künstler bedienen sich vielfach Techniken und Utensilien aus dem Bauhandwerk. Gesteigert wird die Verbindung durch die Integration von Handwerkszeug in Plastiken und Installationen. Ein aktuelles Beispiel kann man derzeit im Eingangsbereich der Kunsthalle Schweinfurt besichtigen. Als Teil der offiziell ab 29. Juni beginnenden “Triennale Schweinfurt IV für zeitgenössische Kunst – Raumzustände” präsentiert der in Nürnberg ansässige Künstler Caspar Hüter ein Objekt, das aus zahlreichen blinkenden Baustellen-Warnlichtern besteht.

Häuser sind Kunst. Dies gilt unzweifelhaft für Architekten- und Designhäuser oder Bauten von anerkannten Künstlern. Beispielhaft seien die nach Hundertwasser gestalteten Häuser genannt. Nach unserer Auffassung ist auch jedes Schrödl-Haus ein Kunstwerk und unsere Mitarbeiter, angefangen von der Planung, auch Künstler. Zumindest ein Stück Lebenskünstler muss heute doch jeder sein, oder etwa nicht?

Foto: Versunkenes Dorf in Fröttmaning, Kunst am Bau zum Projekt Allianz-Arena; von monument: Timm Ulrichs; CC BY-SA 3.0

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