Moderne Fugger gesucht

Wohnraummangel: Das Thema beschäftigt uns bereits seit Jahren. Vor allem in Großstädten wie München, Hamburg und Frankfurt ist die Situation dramatisch bis prekär. Normalverdiener können sich die Mieten kaum mehr leisten, für einkommensschwache Personen gibt es keine Sozialwohnungen.

Die Gründe sind bekannt: viel zu hohe Grundstückspreise für viel zu wenige Neubauflächen, unbezahlbare Kaufpreise für Bestandsimmobilien und so hohe Gestehungs- und Nebenkosten, dass es sich für Bauherren schlicht nicht mehr lohnt, Mietwohnungen zu errichten.

Je drängender das Problem wird, je häufiger Lösungen vonseiten der Politik angemahnt und von den Medien darüber berichtet wird, desto mehr, so scheint es, flaut die Hochbautätigkeit immer weiter ab. Wer will denn unter diesen Umständen noch ins Neubaugeschäft einsteigen?

Andererseits: Kapital ist vorhanden und zwar reichlich. Auf mehr als 7,7 Billionen Euro summierte sich das private Geldvermögen der Deutschen zum Jahresende 2023. Zum selben Zeitpunkt zählte die Statistik mehr als 225 Milliardäre hierzulande, Tendenz steigend. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, dass sich diejenigen der Wohnproblematik annehmen, die diese am wenigsten verspüren, weil sie in den “guten” Jahrzehnten überdimensional wirtschaftlich profitiert haben.

Die Geschichte kennt hierfür einige Beispiele. Das prominenteste ist gut 500 Jahre alt und eines der Attraktionen der Stadt Augsburg: die Fuggerei, die laut Eigendarstellung älteste Sozialsiedlung der Welt. Als Unternehmer, Kaufleute und Bankiers häufte die schwäbische Familie Fugger ab dem 14. Jahrhundert Stück für Stück, mit Geschick und Glück unvorstellbare Reichtümer und in der Folge weitreichenden politischen Einfluss an. Dass Augsburg auch heute noch immer mit Stolz als Fuggerstadt bezeichnet wird, liegt allerdings nicht zuletzt an dem “stein-auf-steinernen” Erbe, das die Fugger bis heute hinterlassen haben.

Die Fuggerei besteht seit ihrer letzten Erweiterung 1973 aus 67 Häusern mit 140 Wohnungen. 150 bedürftige katholische Augsburger wohnen hier zu einer einst festgelegten Jahreskaltmiete in Hohe eines Rheinischen Gulden, was derzeit einem Gegenwert von 0,88 Euro entspricht.

Was spricht eigentlich dagegen, es den Fuggern nachzumachen und denen, die sich das Wohnen in ihrer Heimatstadt nicht mehr leisten können, eine schöne Sozialsiedlung zu bauen? Wenn es schon der Politik augenscheinlich nicht gelingt, dieses so drängende Problem zu lösen, könnten sich ja einige finanziell hochpotente Damen, Herren und Familien darum kümmern, die – wie die Fugger in Augsburg – auch Jahrhunderte später dafür noch verehrt werden. Geeignete Persönlichkeiten gäbe es jedenfalls in München, Hamburg und Frankfurt so einige und nicht nur dort. Ist nur eine Idee, aber bestimmt keine schlechte…

Foto: Blick in die Fuggerei, von Bärwinkel, Klaus – CC BY 4.0

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