Architektur weltweit – heute: griechisch – Teil 2

Nach unserem ersten Exkurs ins antike Griechenland wollen wir Ihnen in unserer Reihe über weltweite Architektur einen Einblick geben, wie die “modernen” Griechen heute leben.

Um zu verstehen, warum sich in etlichen Teilen des heutigen Griechenlands so unterschiedliche Baustile finden, lohnt ein Blick auf die Geschichte des Landes, denn nach den goldenen Zeiten der Antike folgten mehr als zwei Jahrtausende der Fremdbestimmung. Im 2. Jahrhundert vor Christus wurde Griechenland zur römischen Provinz, nach dem Zerfall des Römischen Reiches im 4. Jahrhundert nach Christus wurde die Region Teil des Byzantinischen Reiches. Im 13. Jahrhundert brachten die Kreuzfahrer die Ordnung erneut durcheinander. In der Folge zersplitterte das Staatsgebilde und mehrere Mächte gewannen Einfluss auf Teile des Festlandes oder Inselgruppen, darunter u.a. die Venezianer, die Genueser und die Serben. Im 14. und 15. Jahrhundert brachte schließlich das Osmanische Reich nahezu das gesamte heutige griechische Staatsgebiet unter seine Herrschaft.

Erst ab dem Jahr 1821 befreiten sich die Griechen mit Hilfe europäischer Verbündeter. Zum ersten griechischen König wurde 1832 allerdings ein bayerischer Prinz gemacht: Otto, der Sohn König Ludwig I. Genau 30 Jahre später wurde Griechenland dann wirklich unabhängig.

Jede der Mächte, die Einfluss über Teile Griechenlands gewannen, brachte naturgemäß ihre Kultur und auch ihre Architektur mit. So finden sich in vielen griechischen Städten die Grundstrukturen und Überreste ihrer ehemaligen Machthaber: byzantinisch, venezianisch, osmanisch, aber auch mittelalterlich. Nach der Befreiung waren es vor allem deutsche Architekten, die mit neoklassizistischen Straßenzügen den Städtebau des 19. Jahrhunderts v.a. in Athen prägten.

Ganz eigenständige Baustile entwickelten sich auf den Inseln, besonders auf den Kykladen. Inspiriert von kubischen Grundformen und Kuppeln wurde auf den meist baumlosen Felseneilanden das Klima zum gestaltprägenden Element. Die in kräftigem Blau und strahlendem Weiß getünchten miteinander verschachtelten Häuschen sind mithin zum Inbegriff der griechischen Urlaubsarchitektur geworden. Als Aushängeschild dient dabei die Vulkaninsel Santorin.

Auch auf Kreta, das sich erst im Jahr 1908 Griechenland anschloss, entwickelten sich charakteristische Baustile. Die imposante Form des auch heute noch häufig anzutreffenden Kamara-Hauses ist geprägt durch einen großen gemauerten Bogen, der das Haus längsseitig teilt.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurden in Griechenland zahlreiche Häuser im Stil der Moderne mit der Hinwendung auf das Funktionale errichtet. Mit der Orientierung hin zum modernen Europa wurden die Häuser in den Städten immer ähnlicher zu denen in anderen südeuropäischen Ländern, wobei gerade bei öffentlichen Bauten gerne auch weiterhin auf Merkmale der Antike als stolzer Ausdruck der griechischen Identität zurückgegriffen wird. Nach wie vor thronen über Griechenland allerdings die verbliebenen Reste der antiken Tempelbauten, errichtet für die Ewigkeit.

Wir hoffen, dass Ihnen unser Ausflug nach Griechenland gefallen hat. Auf dem Schrödl-Baublog gehen wir bald wieder auf Reisen. Lassen Sie sich überraschen!

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