Kunst am Bau – Vorteile und Vorteile

Zahlreiche Künstler aller Couleur leiden seit mehr als einem Jahr unter den Pandemiebeschränkungen. Während Musiker oder Theaterleute fast komplett auf die Ausübung ihres Berufs verzichten müssen, können sich manche bildenden Künstler wie Maler und Bildhauer weiterhin über Aufträge freuen – dank Kunst am Bau.

Erfreulicherweise brummt die Bauwirtschaft. Trotz steigender Kosten sind auch private Bauherren weiterhin gewillt, stattliche Summen in neue Einfamilien-, Mehrparteienhäuser oder Gewerbeimmobilien zu investieren. Seit mehr als einhundert Jahren profitieren Künstler von einer Initiative, die in der Weimarer Republik zur Förderung dieses Berufsstandes aus der Taufe gehoben wurde und selbst von den Nationalsozialisten nicht über Bord geworfen wurde.

Die heutige Fassung der “Kunst am Bau in Deutschland” stammt aus dem Jahr 1950. Damals legte der Deutsche Bundestag fest, dass bei allen Bundesbauten ein fester prozentualer Anteil der Bausumme für Kunst eingesetzt werden soll. Im Jahr 2005 wurde ergänzend und konkretisierend hierzu vom Bundesbauministerium der “Leitfaden Kunst am Bau” entwickelt.

Was nach den beiden Weltkriegen als Bekenntnis zum Wert künstlerischen Wirkens und als konkrete Förderung für Künstler gedacht war, brachte im Lauf der Jahrzehnte eine Fülle von Unikaten hervor, die nicht nur Teil des Kulturguts von Städten und Gemeinden geworden sind, sondern auch zur Orientierungshilfe und Identifikation der Menschen mit ihrem Lebensumfeld dienen.

Auch wenn Kunst am Bau nur die öffentlichen Bauherren verpflichtet, greifen zahlreiche private Auftraggeber den Gedanken auf. Wer will sein Heim nicht mit Unverwechselbarem schmücken, ihm eine besondere Note verleihen? Natürlich können auch Erker oder Türmchen, Säulen, Glasfenster, Ornamente oder auffällige Gitter diesen Effekt erzielen, doch ein Kunstwerk ist erst ein Kunstwerk durch eines Künstlers Werk.

Natürlich werden auch ganze Häuser als Kunstwerke wahrgenommen – sofern sie die Handschrift eines stilbildenden Architekten oder Gestalters tragen. Man denke hier an Perlen der Architektur eines Mies van der Rohe, Antoní Gaudí, Friedensreich Hundertwasser und etlichen mehr, wohin jährlich Tausende von Touristen strömen, um sie von außen zu bestaunen – von den zahllosen Burgen und Schlössern ganz zu schweigen.

Diese Option der “ewigen Anbetung” lässt so manchen gutsituierten Eigenheimer auch heute mutige Entscheidungen treffen, doch solch eine Investition kann durchaus auch ein lohnendes Geschäft sein. Die “Hohe Kunst” steigt seit Jahren im Wert, mehr noch als die gefragtesten Lagen in den Boomstädten.

Nicht jeder kann sich eine lebensgroße Kopie von Neuschwanstein auf sein Grundstück stellen, eine des David von Michelangelo schon eher. Auch die auf kahle Wände eines “Normalhauses” gemalte Illusion darf gelten, alternativ auch temporär als Lichtprojektion. Warum nicht? Bei der Kunst am Bau sollen die Kreativen ruhig kreativ sein dürfen.

Wem dies zu viel Kunst der Kunst willen ist, darf diese gerne mit dem Praktischen verbinden: von Gartenkünstlern gestaltete Außenanlagen, das Kunstwerk als Sichtschutz vor neugierigen Blicken oder als hilfreiches Accessoire, etwa eine Sonnenuhr.

Die Welt der Kunst ist groß, die der Fantasie noch größer. Wenn Sie sich Kunst am Bau gönnen wollen, gibt es immer Möglichkeiten. Und wer weiß: Vielleicht entdecken Sie dabei das Künstlerische in sich…

Foto: Sonnenuhr in Saint-Michel-des-Andaines, von Pierre Yves Beaudouin – Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

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