Fachkräftemangel und Auftragsrückgang – wie passt das zusammen?

Das Bauhandwerk und seine Unternehmen stecken in der Zwickmühle. Es ist noch nicht lange her, da lag die größte Sorge in der Branche darin, Fachleute und Auszubildende zu finden. Der wachsende Bedarf an Wohnraum garantierte im Prinzip eine anhaltende Nachfrage.

Selbst in den Jahren der coronabedingten Einschränkungen konnte auf den Baustellen weitergearbeitet werden. Die einzuhaltenden Regeln und Maßnahmen waren gerade für die Tätigkeiten unter freiem Himmel erträglich. Selbst die höheren Preise auf dem Roh- und Baustoffmarkt sowie die Lieferkettenproblematik konnten die guten Zukunftsprognosen nur wenig beeinflussen. Der erhöhte Krankenstand unter den Mitarbeitern sorgte zwar für Verzögerungen, jedoch keine Dramatik.

Dass diese sich nun doch deutlich in Zahlen ausdrückt, ist in erster Linie den Folgen des Krieges in der Ukraine geschuldet. Zukunftsängste, explodierende Energie- und Lebenshaltungskosten und massive Zinserhöhungen sorgen dafür, dass Bauwilligen das Eigenkapital schwindet, Banken Kredite verweigern oder das geplante Projekt unbezahlbar geworden ist.

Laut Pressemitteilung des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB) beträgt der Auftragsrückgang im ersten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahr real 17 % bei der Anzahl und satte 36 % beim Auftragsvolumen. Fast 24.000 Wohnungen wurden in diesem Zeitraum weniger beantragt als im 1. Quartal 2022.

Diese Zahlen bedeuten für die Praxis, dass zahlreichen Bauunternehmen die Anschlussaufträge fehlen werden, obwohl das Ziel, jährlich 400.000 neue Wohnungen zu errichten, vonseiten der Politik weiterhin besteht.

Keine Option sollte es sein, die Menschen, die dringend bezahlbaren Wohnraum benötigen, im Stich zu lassen. Gerade die jetzt bereits prekäre Situation sozial benachteiligter Städter droht sich weiter verschlechtern. Für diese Prognose muss man kein Fachmann sein.

Auf der anderen Seite steht die Klimaproblematik mit der Notwendigkeit der Energiewende. Ebenfalls vom ZDB stammt die Aussage, dass unsere Branche 150.000 bis 200.000 zusätzliche Arbeitskräfte einstellen müsste, um das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel, bis 2045 Klimaneutralität im Gebäudesektor zu erreichen, in die Tat umzusetzen. Fachkräfte fehlen also nicht nur für Neubauten, sondern mehr noch für die Sanierung des Bestands.

Zur Größenordnung: Laut Statistischem Bundesamt zählt der Bestand deutschlandweit mehr als 43 Millionen Wohnungen. Um das Klimaziel zu erreichen, müsste sich die bestehende Sanierungsrate auf knapp 2 % verdoppeln und dies bei massivem Material- und Fachkräftemangel. Wo liegt die Lösung?

Im Bausektor sind also wieder einmal Herkulesaufgaben zu bewältigen und da weit und breit kein Herkules in Sicht ist, liegt es an uns allen, die Probleme anzugehen und abzuarbeiten. Dies bedeutet unweigerlich eine wesentliche Erhöhung der Maßnahmenförderung, sprich staatliche Anreize und Zuschüsse. Oder haben Sie eine andere Idee?

Als regionaler Familienbetrieb tun wir unser Bestes, zeitgemäßes und nachhaltiges Wohnen zu ermöglichen – mit bewährter Qualität bei Neubauten, Sanierungen und Modernisierungen. Wir hoffen, dass die politisch Verantwortlichen die notwendigen Rahmenbedingungen schaffen, damit sich unsere Kunden die zwangsweise entstehenden Kosten auch leisten können.

Foto: halbsaniertes Doppelhaus – von Nicor, CC BY-SA 3.0

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