Licht am Horizont für den Wohnungsbau?
Seit Monaten geben sich negative Nachrichten sprichwörtlich die Klinke in die Hand. Trotz des nach wie vor vorhandenen Bedarfs ist der Wohnungsbau in der Krise. Kann das soeben beschlossene Wachstumschancengesetz die Wende bringen?
Aufgrund der Inflation, der gerade im Bausektor stark steigenden Kosten, der Entwicklung der Hypothekenzinsen und der neu geschaffenen Anforderungen an Bauherren wurden zahlreiche Bauvorhaben auf Eis gelegt oder schweren Herzens ganz verworfen. Statt der anvisierten 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr werden bundesweit aktuell gerade einmal gut die Hälfte gebaut.
Stellvertretend für die ganze Branche appelliert die Bundesvereinigung Bauwirtschaft an die Politik, fordert zielführende Maßnahmen, Erleichterungen und nicht zuletzt finanzielle Unterstützung der Bauwilligen, damit der Wohnungsbau wieder anspringt, bevor es zu sozialen Verwerfungen auf den Wohnungsmärkten kommt und noch mehr Fachkräfte in andere Branchen abwandern. Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie spricht gar von einem Abwärtssog und einer drohenden Insolvenzwelle in der Branche.
Seit wenigen Tagen gibt es nun Licht am Horizont, wenn dieses auch noch etwas diffus durch die dunklen Wolken schimmert. In ihrer Klausurtagung in Meseberg verständigte sich die regierende Ampelkoalition nach langem Ringen auf einen 10-Punkte-Plan, der unsere ins Stottern geratene Wirtschaft wieder auf Touren bringen soll.
Das Wachstumschancengesetz beinhaltet wenigstens dringend notwendige Impulse für den Mietwohnungsbau und zwar in Form von Steuererleichterungen. So sollen Vermieter den neu geschaffenen Wohnraum statt wie bisher linear zukünftig degressiv abschreiben können. Dies betrifft Wohngebäude, mit deren Herstellung nach dem 30. September 2023 und vor dem 1. Oktober 2029 begonnen wird.
“Die degressive AfA für den Wohnungsbau kommt! Sechs Jahre lang, sechs Prozent der Investitionskosten abschreiben, ohne Baukostenobergrenzen, ab einem Effizienzstandard 55 und für alle Bauprojekte ab 1. Oktober dieses Jahres sofort zum Baubeginn – das ist unser Angebot an die Bau- und Immobilienbranche, um den Wohnungsbau in Deutschland wieder in Schwung zu bringen.” Dies erklärt Klara Geywitz, Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen, auf der Homepage des Ministeriums.
Nun wartet die Bauwirtschaft auf die – hoffentlich eintreffenden – Bauanträge. Bauwillige Eigennutzer hoffen derweil ebenfalls auf adäquate Erleichterungen, insbesondere in Form von Zuschüssen und einem Entgegenkommen bei den energetischen Vorgaben für Förderkredite. Die bestehenden Förderprogramme von Bund und Ländern scheitern immer öfter in der Realität. Immerhin hat die Bundesministerin bereits angekündigt, noch in diesem Jahr diesbezüglich ein Paket zu schnüren.
Natürlich ist es wichtig, den Klimaschutz als vorrangige Aufgabe im Auge zu behalten, die Energiewende zu vollziehen und tatsächlich nachhaltig zu bauen. Wege zu finden, diese Argumente tragbar und allgemeinverträglich in Maßnahmen umzusetzen, ohne die Wirtschaft, insbesondere das Bauwesen, abzuwürgen, ist anscheinend ähnlich kompliziert wie die Quadratur des Kreises.
Auch wenn es schwer ist – arbeiten wir daran!
Foto: von Bwag – Eigenes Werk