Von handwerklichen Erfolgsgeschichten

“Wenn du in eine Familie geboren wirst, die heute bereits in der vierten Generation im Handwerk arbeitet, dann ist dein eigener Lebensweg wohl unweigerlich vorgeprägt.”

So oder ähnlich beginnen wohl sehr viele Lebensgeschichten in traditionsreichen Handwerkerfamilien, wo die “Jungen” den Beruf der “Alten” erlernen, um später das Geschäft zu übernehmen. Manchmal steht dahinter ein Müssen, oft ein Sollen und nicht selten auch ein Wollen. Wie auch immer, der scheinbar vorgezeigte Weg wird oft beschritten. Dafür, dass er die “Jungen” glücklich macht, gibt es keine Garantie, ebensowenig, dass er ins Unglück führt.

“Wenn du in eine Familie geboren wirst, die heute bereits in der vierten Generation im Bäckerhandwerk arbeitet, dann ist dein eigener Lebensweg wohl unweigerlich vorgeprägt.”

So beginnt das Buch “Wie ich auszog, um mein Handwerk zu retten”. Geschrieben wurde es von Max Kugel. Der etwa 30-Jährige ist einer, der sein Handwerk von klein auf lieben gelernt hatte, der gleichzeitig beobachtete, wie seiner Zunft der Nachwuchs ausging und in der die traditionellen Werte in der Versenkung zu verschwinden drohten.

Max Kugels Werdegang liest sich spannend und wurde spätestens zur Erfolgsgeschichte, als er seinen eigenen Laden eröffnete. Das war 2017 in Bonn. Zuvor war er in zahlreichen Ländern unterwegs gewesen und hatte dabei die unterschiedlichsten Spielarten des Bäckerhandwerk kennengelernt.

Von Anfang an verkaufte er Produkte von erstklassiger Qualität zu einem angemessenen Preis und von Anfang an lief das Geschäft profitabel. Den Leuten schmeckt sein Brot und sie kaufen es, obwohl es teils mehr als doppelt so viel kostet wie beim Backshop um die Ecke. Max Kugel hat auch keine Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden, was wohl daran liegt, dass er seine Begeisterung für das Handwerk lebt und teilt. So schreibt er in seinem Buch: “Ich wünsche mir, dass auch die Leute, die bei mir arbeiten, diese besondere Verantwortung spüren und die Zufriedenheit erfahren, die aus unserer Arbeit entstehen kann.”

Max Kugels Geschichte gibt ein mutmachendes Beispiel nicht nur für das Bäckerei- sondern auch für das Bauhandwerk. Beide Branchen haben Schwierigkeiten, Nachwuchs zu finden, vielen Betrieben fehlen Nachfolger und das Marktumfeld ist schwierig.

Natürlich lassen sich die Produkte nicht direkt vergleichen, doch wie jeder Mensch sein tägliches Brot benötigt, braucht er ein Dach über dem Kopf. Beides sind Grundbedürfnisse und unser Handwerk gehört zu denen, die in der Lage sind, Lösungen zu bieten.

Vielleicht ist es an der Zeit, mehr über den Tellerrand hinauszublicken, um mit neuen Erkenntnissen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Wir jedenfalls wissen, was handwerkliche Qualität bedeutet. Sich darauf zu besinnen und zu konzentrieren, kann ein Schlüssel sein für eine weitere Erfolgsgeschichte der nächsten Generation.

Und wer weiß, vielleicht findet auch diese Geschichte jemanden, der sie aufschreibt.

Foto von Pedro Soler Bueno, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

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