Vorfahrt für Frischluft
“Lässt du frische Luft ins Haus, breitet sich kein Virus aus.” So könnte ein neuer Slogan für das künftige Gebäudebelüftungskonzept lauten. Um Lösungen für eine sorglose Wohngesundheit in Zeiten von Corona zu finden, sind Architekten, Fachplaner und die Bauwirtschaft insgesamt gefragt.
Das Jahr 2020 steht ganz im Zeichen der Viruspandemie. Immer wieder werden neue Informationen zu Infektionsrisiken und Übertragungswegen von SARS-Cov-2 veröffentlicht. Lückenlose Erkenntnisse haben die Forscher offensichtlich noch immer nicht erlangt, doch weitgehende Einigkeit scheint darüber zu herrschen, dass die Atemluft in geschlossenen Räumen einen guten Nährboden für Ansteckungen abgibt. Angedockt an die winzigen Aerosole, die Menschen beim Atmen, aber auch beim Sprechen ausstoßen, verbleiben die Keime länger aktiv im Raum als ursprünglich vermutet.
Dies hat Folgen für die Nutzung von Räumen, in denen sich Menschen begegnen. Mit dem Ziel, die unsichtbaren Partikel ins Freie zu entlassen, sind entweder offene Fenster und Türen samt Luftzug oder alternativ funktionierende Lüftungsanlagen gefragt. Jetzt im Sommer mag die Methode des manuellen Dauerlüftens einigermaßen funktionieren, doch Herbst und Winter kommen schneller als gedacht. Dann sollte die Technik passen.
Wie brisant das Thema ist, sieht man dort, wo etwa noch immer Sporthallen geschlossen sind, weil nur eine Umluftanlage installiert ist, die keinen hinreichenden Austausch mit der Außenluft ermöglicht.
Allerdings steht eine vermehrte Belüftung gerade in den Wintermonaten häufig in Konflikt mit gleichwohl sinnvollen Energiesparmaßnahmen. Zukünftig gilt es, den Energiehaushalt unter verstärkter Berücksichtigung der Lüftungsthematik zu optimieren. Umso wichtiger bei Neubauten werden die Auswahl der Baustoffe und Dämmsysteme, aber auch die Raumgestaltung.
Wie verhält es sich aber bei älteren Gebäuden? Im Wohnungsbau muss es nicht gleich die große Lösung – die Installation einer aufwendigen Klimaanlage – sein. Dort lässt sich der Luftaustausch möglicherweise über den Einbau spezieller Türen und Fenster verbessern. Auch der Einsatz von mobilen Luftreinigern ist zu erwägen. Diese Geräte verbrauchen zwar auch Energie, doch reinigen sie die vorhandene Luft mittels Ionisation ohne Kontakt zur Außenwelt. Diese Technik kommt auch Allergikern zugute, denn auch Pollen werden damit entfernt. Doch Vorsicht, bei diesen Geräten gibt es enorme Qualitätsunterschiede.
Aufwand und laufende Kosten sind mit – fast – jeder Verbesserung des Wohnklimas verbunden. Wer sich nicht selbst genügt, wird dafür mit gesünderer Luft und einem guten Gewissen seinen Mitbewohnern gegenüber belohnt.
Natürlich hoffen wir alle, dass das Corona-Virus in absehbarer Zeit auf Nimmerwiedersehen verschwindet, allerdings ist derzeit nicht davon auszugehen. So bleibt uns das verantwortungsbewusste Miteinander. Für Hand- und Heimwerker ist jetzt eine gute Zeit, das Eigenheim auf seine Wohnqualität zu testen und gegebenenfalls mit Lufttechnik aufzurüsten.
Foto von Austin Ban, CC0.